Samstag, 31. Juli 2010

N g s w n W

Nicht ganz soweit nach Westen
Zum Juli-Ende hatte ich drei Tage frei. Nicht nur Urlaub, nein, richtig frei. Frei wie ein Mann. Frei wie Easy Rider. Frei wie Midlife Crisis. Oder son Sch...
Also, Koffer gepackt und los. Ähh, das alles soll in die Koffer?
https://photos.app.goo.gl/1XSzpAQd7pKkkVPe6


Und Princess of the Universe soll auch noch mit?

( Da es mit der Weltherrschaft nicht ganz geklappt hat und Mäuse quälen nun wirklich kein Tagesfüllender Job ist sucht sie ständig neue Herausforderungen).
Ich:"Nein, du hast keinen Helm, du bleibst hier!"
Sie:"Aber ich könnte im Tankrucksack mitfahren."

Ich:"Nur mit Helm" Sie: "Nein, die Pampelmusenschale setze ich nicht auf, fahr doch allein!"

Passt doch.

Sogar ans Möppi

Der Dealer hat einen schrecklichen Fehler gemacht, der hat mir Winterreifen angebaut, mit Spikes.

Nach einem Anruf teilt man mir mit, daß die Spikes nur prophylaktisch angebracht werden und sich bei Sommerbetrieb selbst auflösen. Wer's glaubt...

Wie's so ist bei uns am Niederrhein: Aus sozialen (Wecker nicht gestellt), gesundheitlichen (ausgeschlafen und gefrühstückt) und nicht zu vergessen tierfreundlichen (Hund muß Gassi, Katze muss gestreichelt) Gründen findet die Abfahrt am frühen Morgen, na wenigstens noch am Vormittag statt.
Was erlebt man auf deutschen Autobahnen, wenn man zu spät losfährt?

Riischtiig! Stau, damit man noch später ankommt.
Was hat man in Antwerpen, wenn man später hinkommt? Siehe oben.
Dazu ein ekelhafter Dauerregen, der mich dazu bringt, dem blauen Loch in den Wolken nachzufahren.

Tankstop

 Das bringt mich nach Calais



und nachmittags nach Boulogne.

Der britische Einfluss ist unverkennbar, die Stadt kommt mir vor wie z.B. Bath vor 20 Jahren. Oft gesehen, oft geknipst, nur nicht heute von mir.
Aus früheren Reisen wusste ich, daß ganz Frankreich im Juli und August ausgebucht ist. Die Kanalküste gehört den Engländern und Holländern, der Rest ist von Franzosen bevölkert, deren Kinder 8 Wochen Schulferien haben. Also hab ich vom TomTom den nächsten Campingplatz suchen lassen. Ich hatte erwartet, ein paar mal "complete" zu hören bis ich endlich mit dem Zeltbau beginnen konnte und war überrascht, den ersten Treffer zu landen.
Und was für einen!

Zu meiner Entschuldigung: Mein  letzter Campingurlaub liegt Jahrzehnte zurück. Hotelzimmer buche ich gewöhnlich in einer Kategorie, die vorherige Kontrolle erübrigt. (Naja, meckern kann man immer mal). Bestenfalls ein Ferienhaus musste ich mal vor Vertragsabschluss besichtigen, und auch da gab es kaum Ausfälle. Also angemeldet, bezahlt und Zelt aufgebaut.

Hände waschen... naja, zum Zähneputzen habe ich Volvic, und es sieht aus wie Wasser, was aus dem Hahn kommt. Außerdem knurrt der Magen. Die ersten drei Bistros haben geschlossen, stehen zum Verkauf oder sind einfach zu.



Das vierte und fünfte sehen so aus, als ob man eher etwas infektiöses als was nahrhaftes bekommt. Die zeig ich mal besser nicht.
Da seh ich die Rettung, einen SuperMarche.
Pain blanc (so nennen die glaubich Baguettes), Fromage, Pate, Vin blanc. Wieder, wie auch schon früher, frage ich mich, wie deutsche Discounter französischen Wein zu einem Bruchteil des hier üblichen Preises anbieten können. (Eigentlich andersrum, wieso ist Wein hier doppelt so teuer wie beim Alti?) Aber der Abend ist gerettet. Auf dem Rückweg durch's Centrum sehe ich mehrere durchaus akzeptable Restaurants, aber c' est la vie, wie man hier sagt, ich bin versorgt.

Vor meiner Hundehütte auf dem Boden hockend geniesse ich mein bodenständiges Mal: ein Stück Brot, Pastete drauf, ein Glas Wein.


Noch mal das Ganze. Wiederholung.
Wichtig für die nächste Tour: Unbedingt das Netbook mitnehmen, oder zumindest ein Küchenbrettchen als Schneidunterlage.
Als krönenden Abschluß ein Kaffee

Da kommt eine real nice Lady, die Dame aus dem englischen Motorhome nebenan. "Do you speak english?" Sie hätten eine Portion Fish 'n Chips zuviel gekauft, ob ich vielleicht...? Die beiden ersten Gedanken: "Hat der Grillstand jetzt doch geöffnet? Seh ich so verhungert aus?" Dazu ist zu bemerken, daß ich durchaus hungrig wirken kann, doch verhungert? Mit meinem Gewicht? und: Wie sag ichs ihr. Tut mir leid Mylady, ich kann mir zwar nur ne Sportster leisten aber nur deshalb, weil die Portokasse letztes Jahr nicht mehr hergab und ich nicht ans Ersparte wollte das Zelt hat was mit Freiheit und Abenteuer zutun und...
"Sorry, Madame, that's very kind, but i've just finished Dinner." Sie war einfach richtig nett.
Nicht so nett waren die sanitären Einrichtungen, die erst jetzt besichtigte. Ein Fehler, zumal sie direkt gegenüber waren. Zum Glück kam der Wind vom Meer.

Völlig unverständlich ist mir, das die lokale Campingjugend ausgerechnet diese Location zum Jugencenter erkoren hat. Jeder normale Mensch würde diesen Ort meiden und sich, von purer Not getrieben, nur aus Luv nähern.  Jedenfalls hatte ich Unterhaltung bis spät.
Versteh ich zwar auch nicht, aber nur die Sprache. Genau wie diese Jungen haben auch wir gepölt, schön daß es heute auch noch geht.

Am Morgen ist wenigsten alles ruhig, sogar der Waschraum ist abgeschlossen, wohl damit sich niemand morgens ansteckt. Wenigstens kann ich ihn mir durchs Fenster anschauen

Zum Glück gibts eine Wasserstelle nebenan, und was kanadische Holzfäller können bringt eine deutsche Wildsau schon lang. Kopf untern Wasserkran, Seife dazu, fertig. Ich geb den Nachbarn noch eine halbe Stunde, Kaffee und Zelt abbauen, dann lass ich's böllern.
Leider nur bis zum Tor.

Die Harley hat auch ne Hupe und kann schon mal schön warmlaufen bis endlich jemand auftaucht und das Tor öffnet.
 Goil, son Typ kam im Schlafanzug auf'm Roller um das Tor aufzuschliessen.
Ich die Sporty vors Tor, will den Helm aufsetzen und Handschuhe anziehen klingelt mein Telefon. Meine Holde wünscht mir einen guten Morgen. Kommt die Bevölkerung von Le Portel noch ne halbe Stunde länger in den Genuss, ne Sporty  warmlaufen zu hören. Das Abenteuer Camping will ich nun nicht direkt beenden, aber unter kontrollierteren Bedingungen fortsetzen. Doch wie geh ich vor? 100 Campingplätze inspiziren, bewerten, den Durchschnitt bilden, statistisch fälschen und .....
Gibt's das nicht schon? Da gabs doch was vom ABAC
Zwischen den für diese Reise gewählten Karten

findet sich noch ein Überbleibsel

mit einer ADAC Empfehlung. OK, sind 'n paar Meter und ist ne andere Richtung, aber flexibel geht die Welt zugrunde.
Über Saint-Valery-sur-Somme
gehts nach Luxembourg


und  weiter zum Ourtal Idyll


Die Fahrt hierher war ein Traum.

Der V2 konnte bollern wie verrückt, die Metzeler geben rechtzeitig ihren Grenzbereich bekannt und die Straßen sind fahrtechnisch erste Sahne. Allemal eine Wiederholung wert.


Ein Idealer Platz. Freundliches Personal, freundliches Management, freundliche Nachbarn. Allerdings schnarcht einer. Und niemand will mich füttern. Ein anderer sieht mich die Stromversorgung untersuchen und bietet spontan an, mein Cardo zu laden. Erst nach langer Unterhaltung, als ich erwähne daß mein nächstes Ziel und Zuhause am Niederrhein liegt fragt er, warum wir englisch reden. Nun, viele Niederländer, mit denen ich beruflich zu tun habe reden lieber englisch als deutsch, und da ich kein Flaams kann... Er hat gelacht.

Auch für Fußgänger wird hier einiges geboten, ein zweistündiger Abendspaziergang macht Appetit auf eine Tageswanderung.


Hier wollten sich Hase und Fuchs gute Nacht sagen.
Dem Fuchs hats allerdings gestunken,


Und der Hase muß alleine schlafen gehen.


Nach nem Kaffee und dem Packen (hier sind die Waschräume offiziell ab 7 geöffnet, aber ständig auf), gabs Frühstück  in Bollend zu guter Qualität bei mäßigem Preis.

Dann gings nach Trier und die Mosel entlang. Leider.
Landschaftlich ist die Mosel hier ein weit geschwungenes  Tal. Die Hänge bieten durch Wein-Monokultur einen eintönigen Anblick, Die Strasse mag für merkbefreite HardcoreRaser oder Geriatriepatienten interessant sein. Weitgeschwungene Biegungen mit enggefaßten Geschwindigkeitsbeschränkungen, Überholverboten und durchgezogenen weissen Linien.
 (Das soll nicht heissen, daß die Mosel besch... ist, es sieht nur manchmal so aus, und hier
kann man sogar ganz gut und preiswert essen.)


Dazu verstopft von Rentnern, Wohnmobilen und, man verzeihe, Rudeln von Harley oder BMW- Fahrern, die einzeln duchaus nett sind.  Man kann mit ihnen reden, man kann sie überholen, eifach hinterherfahren oder vorbeilassen. Doch im Rudel fahren beide Gattungen langsamer als ein Holländischer Rentner im Wohnmobil, grüßen nicht und betrachten  Einzelfahrer oft als feindliches Objekt, das blockiert werden muss. Vielen Dank an dieser Stelle an Gruppe Harley-Fahrer, die mich heute (31.7.2010) zwischen Bernkastel und Traben-Trarbach ohne nennenswerte Behinderung hat passieren lassen. Ihr wart die positive Ausnahme (und die Dunkelhaarige auf der Sportster macht ne gute Figur ;) ).

Positiv hat sich danach die Lahn gezeigt. Interessante Straße, abwechslungsreiche Landschaft und wirklich schöne Aussicht, vor allem die Orte nicht so extrem auf holländischen oder US-Englischen Kommerzgeschmack ausgerichtet wie an der Mosel.



Die Sporty als Packesel

Danach kam ein Stück Westerwald,


und die letzten 100 km Autobahn um rechtzeitig zur Tea-Time heimzukommen.
Ein richtig übler Stau auf der A3 vor Köln, wo ich die den Begriff Lane-Splitting in der Praxis üben konnte verzögerte allerdings die Heimkehr signifikant..


Das wars, mehr Bilder gibts nicht. Wer Änderungen im Text bemerkt hat: Ich habe kurz nach der Heimkehr aus der noch frischen Erinnerung geschrieben. Mit den Bildern wurden ein paar Details aufgefrischt, die ich an passender Stelle eingefügt habe. Fehler bitte als Kommentar melden, was noch auffällt wird selbstverständlich korrigiert.

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